Selbstreflexion

July 28, 2021

Die Corona-Krise als Anstoß zur betriebswirtschaftlichen Selbstreflexion

Das Covid-19 Virus und die zur Bekämpfung veranlassten Maßnahmen haben im letzten Jahr den wohl schlimmsten Schock der wirtschaftlichen Geschichte ausgelöst. Neben den zahlreichen negativen Auswirkungen der Corona-Krise gibt es durchaus auch positive Aspekte. Eine Krise bedeutet meistens einen Umbruch und eine Beschleunigung von Innovationsprozessen. 

Dies betrifft auch die Corona-Krise, in der die Entwicklung in den Bereichen New-Work und Green-Economy einen Quantensprung gemacht hat. Dies bietet Unternehmen eine gute Gelegenheit die Corona-Krise zur betriebswirtschaftlichen Selbstreflexion zu nutzen und somit die Weichen für nachhaltigen Erfolg zu stellen.

Sinnvollerweise sollten sämtliche Bereiche des Unternehmens durchleuchtet werden, demonstrativ gehen wir auf einige Beispiele ein.

Wird 75 Prozent des Umsatzes mit einem Kunden erzielt?

Gibt es Mitarbeiter,
welche unersetzlich sind und jeder freie Tag beinahe alles zum Stehen bringt?

Oder gibt es Lieferanten,
denen man unausweichlich ausgesetzt ist?

???? Abhängigkeiten prüfen

Übermäßige Abhängigkeiten stellen für Unternehmen ein beachtenswertes Risiko dar, welches unbedingt korrekt abgeschätzt werden sollte.

Eine sinnvolle Streuung oder Vermeidung des Risikos ist ein wichtiger Faktor für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens.

Im Bereich der Mitarbeiter wird das Risiko von Schlüsselpersonen meist unterschätzt. Schlüsselpersonen zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie einzigartige Fähigkeiten, wichtige Kompetenzen oder essenzielles Know-How besitzen.

Im Zusammenhang mit Schlüsselpersonen gibt es mehrere Möglichkeiten, um das Risiko zu vermindern. 

Primär gilt, dass Schlüsselpersonen möglichst langfristig an das Unternehmen gebunden werden sollten. Dies sollte einerseits durch gutes Vertragsmanagement (Kündigungsfristen etc.) und andererseits durch erhöhte Befugnisse und Benefits (zB. Bonusregelung, Beteiligungen, außerordentliche Incentives) geregelt sein.

Eine weitere Maßnahme, welche das Risiko mindert, ist eine möglichst detaillierte Dokumentation der Unternehmensprozesse und des Know-Hows. Hier gilt es eine einfache und effiziente Form der Dokumentation zu nutzen, dies soll sicherstellen, dass die Dokumentation auch laufend aktualisiert und adaptiert wird.

Im Bereich der Kunden ist eine übermäßige Abhängigkeit ein für das Unternehmen existenzielles Risiko. Der Ausfall eines Großkunden kann im schlimmsten Fall zur Zahlungsunfähigkeit führen. Die Möglichkeiten dieses Risiko zu minimieren sind überschaubar, jedoch vorhanden. Die beste Strategie ist die Intensivierung der Neukundenakquise und eventuell eine Diversifikation der Produktpalette, sodass eine breite Kundenschicht angesprochen werden kann. Einen weiteren Baustein in diesem Bereich stellt das Vertragswesen dar. Durch Abnahmeverträge können die Betriebe besser kalkulieren, müssen aber den Kunden einen gewissen Benefit bieten (zB. Rabatte, bessere Lieferkonditionen, Sondermodelle etc.). Damit kann sich das Unternehmen aber durchaus sinnvoll für einen gewissen Zeitraum absichern, den das Unternehmen für die Neukundenakquise nutzen sollte.

Im Bereich der Lieferanten können Abhängigkeiten einerseits zu Lieferproblemen und andererseits zu Problemen in der Preispolitik kommen. Bei Lieferproblemen und zu großer Abhängigkeit kann es zum Stillstand im Unternehmen kommen. Ein extremes Beispiel sind die Engpässe und die damit zusammenhängenden Preissteigerungen im Bausektor. Hier mussten zum Teil Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden, da schlicht und einfach das Material für die laufenden Bauprojekte plötzlich 102 statt 2 Wochen Lieferzeit hatte. Dies verursacht nicht nur erhebliche Einbußen durch fehlenden Absatz, sondern kann auch Pönalen aus Abnahmeverträge und Reputationsschäden nach sich ziehen. Außerordentlichen Preiserhöhungen hingegen können dazu führen, dass bestehende Verträge mit hohem Verlust bedient werden oder das Produkt schlicht und einfach zum neu kalkulierten Preis nicht mehr marktfähig ist. Diese Risiken lassen sich ebenfalls durch Verträge zum Teil minimieren. Rahmenverträge mit fixierten Lieferzeiten und definierten Preiskorridor stellen eine sinnvolle Maßnahme dar. Im Falle von Lieferproblemen stellen vereinbarten Pönalen zwar eine finanzielle Entschädigung dar, verhindern jedoch nicht eventuelle Reputationsschäden. Daher ist die Suche nach weiteren Lieferanten oder eventuell Insourcing eine Möglichkeit die Abhängigkeiten zu mindern.

???? Aufwandsstruktur prüfen

Wie „fix“ sind Fixkosten?

Diese Frage wurde während der Krise bereits ausführlich aufgearbeitet. Es ist völlig normal, dass speziell bei erfolgreichen Unternehmen der Fixkostensockel über die Jahre tendenziell steigt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bei erfolgreichem Geschäftsverlauf kleinere Ausgaben im Bereich der Fixkosten oftmals außer Acht gelassen werden. Aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. 

Da dies aber sämtliche Kosten betrifft, ist hier ein regelmäßiger Check besonders sinnvoll.

Dementsprechend gilt es, sofern nicht bereits im vergangenen Jahr bereits geschehen, die Kosten zu durchleuchten und zu hinterfragen. Mögliche Themen sind zum Beispiel folgende:

  • Gibt es Software, welche nicht genutzt wird?
  • Sind Dienstreisen für 30-Minuten-Meetings wirklich notwendig?
  • Sind gewisse Tätigkeiten günstiger, wenn sie outgesourct werden? (zB. Buchhaltung, Controlling)
  • Sind die Telefon-/Internet-/Energiepreise noch marktkonform?
  • Sind die Zinssätze für die Bankverbindlichkeiten noch marktkonform?

Dies und viele andere Fragen sollten Teil einer ganzheitlichen Analyse sein. Ziel hierbei ist, die Kosten auf sinnvolle und zweckdienliche Kosten einzugrenzen und somit bei gleichbleibender Produkt- und Servicequalität den Aufwand auf ein Minimum zu beschränken. 

???? Unternehmensstrategie prüfen

Corona hat nicht nur tief in unser Wirtschaftsgefüge eingegriffen, sondern auch in unsere Gewohnheiten. Die Menschen hatten durch Kurzarbeit und Homeoffice die Möglichkeit mehr Zeit mit ihren Familien zu verbringen. Viele haben einen bewussten, nachhaltigen Lebenswandel begonnen und viele haben einfach das „normale“ Leben zu schätzen gelernt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Meinungsforscher von einem radikalen Umbruch auf sämtlichen Märkten ausgehen. Folglich ist es für Unternehmen wichtig die aktuelle Strategie zu hinterfragen, kommende Trends zu analysieren und in die mittel- und langfristige Unternehmensstrategie einzubetten. 

VON MARC BUCHNER
AM 28 JULI 2021

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